Wir werden immer digitaler, mobiler, onliner – oder?

Geht es nur mir so – oder haben andere Selbstständige auch den Eindruck, dass sich etwas stark verändert hat in der Art zu arbeiten?

Es ist noch gar nicht so lange her,

da waren viele meiner Kunden skeptisch, wenn ich Online-Marketing als Akquise-Instrument ins Spiel gebracht habe.

Es ging meist nicht nur darum, dass ein Blog doch sicher viel Arbeit macht. Oder dass ein Newsletter von potenziellen Kunden vielleicht als störend empfunden wird.

Oft ging es um die Frage, ob es überhaupt möglich ist, übers Internet Kunden zu gewinnen. Ob das nicht nach wie vor besser und einfacher über persönliche Kontakte, übers Netzwerken und über Empfehlungen funktioniert. Das werde ich in letzter Zeit fast nie mehr gefragt.

Heute habe ich dagegen öfter Kunden, die zum Teil schon sehr lange im Geschäft sind und auf keinen Fall den Anschluss ans digitale und mobile Arbeiten und an Online-Marketing verpassen wollen. Jahre- oder sogar jahrzehntelang ist es ganz gut gegangen mit klassischen Wegen des Arbeitens und der Kundengewinnung. Jetzt – plötzlich oder auch schleichend – bricht das Alte weg und das Neue ist noch nicht in Sicht.

Ein paar Beispiele:

  • Coachs, die jahrelang darauf geschworen haben, nur persönlich Auge in Auge mit ihren Klienten zu arbeiten.

Doch immer mehr Coachs bieten inzwischen auch (ergänzend oder ausschließlich) Telefon- oder Online-Coaching an. Und Kunden nutzen das mehr und mehr.

  • Berater, denen es wichtig war, ein sehr sehr breites Themenspektrum abzudecken, um auf jede Anfrage reagieren zu können.

Doch plötzlich gibt es mehr Berater, die auf Nischenthemen spezialsiert sind – und sie gut verkaufen können, weil sie per Internet überregional angeboten werden. Die „alten“ Berater werden seltener angefragt.

  • Trainer, die Wert legten auf die gute alte persönliche Vernetzung und Social Media Netzwerke ablehnten.

Doch junge Trainer haben keine Berühungsängste mit facebook, twitter + Co. – und beziehen Online-Kanäle ganz selbstverständlich ins Netzwerken ein. Können oft schneller und häufiger im Austausch sein mit potenziellen Kunden und Empfehlungsgebern.

Da diese Entwicklung nicht sprunghaft, sondern eher langsam vonstatten geht, ist sie mir erst jetzt – im Zuge meiner Arbeit am 1. Business Big Picture Day – Go future! – so richtig aufgefallen.

Lange Zeit habe ich meinen Kunden gesagt:

Kombinieren Sie doch klassische Methoden der Kundengewinnung mit Online-Marketing. Finden Sie Ihren persönlichen Mix. Sie müssen keinen eigenen Blog, keinen Newsletter, kein E-Mail-Marketing betreiben – wenn Sie lieber aufs persönliche Netzwerken, auf Vorträge, auf aktives Empfehlungsmarketing, auf Werbebriefe etc. setzen wollen.

Das sehe ich auch heute noch so. Ein Mix ist eine gute Sache. Vor allem ein Mix, der den eigenen Vorlieben und Stärken entspricht. Denn nur dann bleibt man bei der Kundengewinnung am Ball. Wobei ich selber ein Riesenfan von Online-Marketing bin. Einfach, weil es mir so viele Freiheiten eröffnet.

Ich habe auch gesagt, dass aus meiner Erfahrung, Angebote wie Telefon-Coaching oder Online-Beratungsprogramme (mit Webinaren, Foren etc.) eine wunderbare Art zu arbeiten sind – aber dass es auch ohne geht.

Da bin ich mir schon nicht mehr so sicher, ob ich das heute auch noch so sehe. Zumindest bezweifel ich, dass ich das in 5 Jahren noch so sagen kann. Ich vermute, dass es dann nur noch in Einzelfällen möglich sein wird, komplett ohne Online-Angebote als Coach, Trainer, Berater gut im  Geschäft zu sein.

Selbst wenn ich mich irre:

Ich habe den Eindruck, dass immer weniger Interessenten und Kunden die Digitalisierung und Mobilität des Arbeitens und des Marketing in Frage stellen. Ich werde viel häufiger gefragt, ob ich dabei helfen kann, per Internet Kunden zu gewinnen oder Online-Angebote zu entwickeln. Skepzis gegenüber typischen Online-Marketing-Instrumenten wie E-Mail-Autoresponder, Blog, Social Media, Webinare klingt bei einigen zwar noch durch.

Doch der Wille, den Anschluss an die digitale Entwicklung nicht zu verpassen, ist immer lauter zu hören.

Wenn ich dann als Frau von 50 plus mein privates Umfeld anschaue, habe ich mitunter das Gefühl zwischen zwei Welten zu leben:

Beruflich in der digitalen Welt. Privat in der analogen:

In meinem Freundeskreis verstehen mich einige gar nicht, wenn ich von Webinaren oder Video-Tutorials (was iss ’n das?) spreche. Einige (die es sich beruflich erlauben können) steigen sogar komplett aus dem Internet aus. Einen Freund kann ich nur per Telefon oder Brief erreichen, weil er schlichtweg keinen Internetanschluss hat. Wenn wir unsere Doppelkopf-Runde zusammen trommeln wollen, kann ich ihn nicht mit den zwei anderen aus unserer Runde cc auf den E-Mail-Verteiler setzen, sondern muss halt anrufen. Was tut man nicht alles für gute Freunde 🙂

Also, ich liebe beides: Die gute alte analoge Welt – und die schöne neue digitale Welt.

Wie erleben Sie das?

Erzählen Sie es mir zum Beispiel am 1. Business Big Picture Day – Go future! – einem kostenfreien Webinar-Tag am 25.3.2014

Hier melden Sie sich zum Webinar-Tag an:

gotowebinar.com/register

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Hallo Annja Weinberger,

    ja diese Erfahrung mache ich auch in Firmen. Es gibt ja schon seit geraumer Zeit die Möglichkeiten online zu kommunizieren. Aber lange wurden diese nicht wirklich genutzt und man ist zu einem einstündigen Meeting lieber durch die halbe Republik gefahren anstatt sich einfach online zu treffen.

    Mittlerweile hat hier auch ein Umdenken stattgefunden, so erlebe ich es jedenfalls. Und wir machen in Projekten jetzt oft Webkonferenzen. Das ist sehr praktisch, weil ich als externe Projektleiterin dadurch viel flexibler bin. So kann ich ein Meeting in den Tag einbauen an dem ich eigentlich nicht beim Kunden bin. Den Dienstleistern spart es Reisezeit und Geld.

    Ich glaube es ist wirklich ein Verhaltensmuster, was sich hier ändert. Und in dem wir diese Dinge anders tun, erkennen wir immer mehr dass es eben doch geht. Und sogar viele Vorteile bietet. Und die überwiegen dann einfach irgendwann, so dass man es oft gar nicht mehr nach altem Muster machen möchte.

    Ich persönlich probiere neue Dinge gerne aus, so dass es mir nicht so schwer fällt mich zu überwinden. „Den Anschluss nicht verpassen“ ist allerdings kein gutes Motiv, bestenfalls ein Anstoß etwas zu verändern.

    Ich finde die Chancen die Einzigartigkeit seines Angebotes auch inhaltlich zu zeigen sehr hilfreich. Für meine Zielgruppe (Freiberuflerin oder auch Solounternehmerin wie man es sehen will) gibt es ja schon ein großes Angebot. Und ich kann im Vorfeld, wenn ich Unterstützung suche schon herausfinden wer zu mir passt. Ich finde das spart mir viel Zeit. Und es inspiriert mich immer auch für meine eigenen Aktivitäten. Es ist eine tolle zusätzliche Möglichkeit. Und ich habe so schon Kontakte geknüpft, die ich auf andere Art und Weise nie kennengelernt hätte.

    Eine schöne Woche wünscht
    Martina Baehr

    1. Hallo Martina Baehr,

      das ist interessant, dass Sie es auch bei Ihrer Arbeit mit größeren Firmen so erleben.

      In der Tat, „es ist wirklich ein Verhaltensmuster, was sich hier ändert.“

      Gestern erzählte mir ein Freund aus England, der in einer Umweltschutzbehörde arbeitet, die sich europaweit um bessere Wasser-Qualität kümmert, dass reale Treffen viel zu teuer sind und er sein verstreutes Kollegen-Netzwerk meistens nur online trifft. Dafür nutzen sie meist Telefonkonferenzen mit Screen Sharing – Video Calls seien seltsamerweise inzwischen nicht mehr so angesagt.

      Wir haben spekuliert, dass das an der doch noch oft schwachen Qualität (eingefrorene Bilder und Verzerrungen) liegen könnte.

      Aber auch das wird sich ganz sicher bald rasant weiterentwickeln.

      Danke schön für Ihren Beitrag.
      Annja Weinberger

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