Blogparade „Mehr Wertschätzung für Solo-Unternehmer“

Dem Aufruf von Monika Birkner zur Blogparade rund ums Thema Wertschätzung für Einzelunternehmen folge ich gern.

Ich habe ein Solo-Business (mit „virtuellem“  Team im Hintergrund) und ich arbeite ausschließlich mit kleinen Unternehmen und  Organisationen und oft mit einzelnen Selbstständigen wie Coachs, Berater, Trainer, Kreative, (Physio-)-Therapeuten und mit Dienstleistern aller Branchen.

Es gibt nichts Schöneres!

Diese Einschätzung wundert einige aus meinem Umfeld.

Vor allem diejenigen, die mich noch aus der Zeit kennen, als ich für große Konzerne wie Sony, für Universitäten, die Charité oder eine bundesweite Krankenkasse als Texterin und Konzepterin tätig war. Groß scheint automatisch mehr Bewunderung und Respekt und „Wow“-Reaktionen hervorzurufen. Große Unternehmen und Organisationen haben einen Namen, einen Ruf, einen Nimbus des Erfolgs – den sie (früher z. T. mit meiner Hilfe 🙂 mit großen Marketing-Budgets sichtbar machen.

Groß = Toll, sexy, mehr Geld – einfach besser?

Eine Freundin, die mir den Kontakt zum Marketing-Leiter eines großen Unternehmens herstellen wollte, war baff als ich dankend ablehnte. „Die wollen eine Riesenkampagne zum Thema Gesundheitserziehung ‚rausbringen – da kennst du dich doch gut aus.“ Ich arbeite aber nicht mehr mit großen Unternehmen – nicht mehr mit Angestellten – nur noch mit den Inhabern eines Unternehmens, war meine Antwort. „Verstehe ich nicht, wie du dir so nen fetten Fisch entgehen lassen kannst.“ die Reaktion. Und selbst wenn, der Auftrag vielleicht gar nicht soo groß wäre: Das würde sich doch auf meiner Referenzliste super machen. Mein Gedanke dazu: Ach,  – namedropping mit Namen, die als  „sexy“ gelten – wie man in meiner Branche gern sagt – bringen mir und meinen Kunden gar nichts.

Groß steht oft für großes Geld.

In der Arbeit mit großen Unternehmen lässt sich tatsächlich schön viel Geld verdienen (wenn man es richtig anstellt). In der Arbeit mit kleinen Unternehmen aber keinen Cent weniger (wenn man es richtig anstellt)!

Und für mich kommt neben dem richtig gut Geld verdienen noch die Befriedigung hinzu, dass ich mit meinen Wunschkunden arbeite. Mit Selbstständigen, die ihr eigenes Business voranbringen wollen.

Mich persönlich interessiert auch nicht „der Mittelstand“, also Unternehmen ab 50 Personen aufwärts, häufig Familienbetriebe. Auch gegen die habe ich natürlich nix. Mein Herz schlägt nur nicht höher, wenn ich den Begriff KMU höre.

Meine Leidenschaft gehört den kleinen Unternehmen und den Selbstständigen.

Klein = Na ja, dümpelnd, wenig Geld – halt mickerig?

Eine frühere Kollegin: „Schreib bloß nicht ‚für kleine Unternehmen‘ auf dein Buch-Cover.“ Wieso, es geht doch um Corporate Identity für kleine Unternehmen, war meine Frage. „Ja, aber klein klingt so klein. Schreib doch wenigstens Mittelstand.“ Den hatte ich ja schon abgehakt.

Mir ist wichtig, dass kleine Unternehmen ihre wahre Größe entdecken und leben.

Und ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen.

Ich hatte meine Nase in der Welt der Großunternehmen und weiß: Solo-Unternehmen müssen sich nicht klein machen. Ihre Leistung für den einzelnen, aber auch für die Gesellschaft ist wichtig und wertvoll.

Hier ein Zitat aus meinem Buch „Corporate Identity – Großer Auftritt für  kleine Unternehmen“:

In kleinen Unternehmen steckt großartiges Potenzial. Viele der Hunderttausenden von Kleinunternehmen in Deutschland treten mit dem Anspruch an, etwas Einzigartiges in die Welt zu bringen. Sie versuchen, oft mit einem sehr persönlichen Stil, den Umgang mit Kunden, Mitarbeitern, Lieferanten und vielen anderen Menschen so angenehm und nutzbringend wie möglich zu gestalten.

Viele Selbstständige wollen nicht nur Erfüllung im Beruf anstreben und ihr eigenes Leben verbessern. Viele Selbstständige möchten mit ihrer Arbeit auch einen Unterschied in der Welt machen.

Es gibt sicherlich auch eine Menge Menschen in großen und mittelständischen Unternehmen, die etwas dafür tun, dass unsere Welt kooperativer, liebevoller, lebenswerter wird. Jeder entfaltet sich an seinem Platz. Den Selbstständigen kommt aus meiner Sicht hierbei eine besondere Rolle zu.

Es erfordert viel Mut und Leidenschaft, sich selbstständig zu machen.

Und oft auch viel Durchhaltekraft, um damit erfolgreich zu sein. Um sich selbst und vielleicht einer Familie davon einen guten Lebensstil zu finanzieren. Um die Rechnungen der Zulieferer, Dienstleister und Lieferanten, freier Mitarbeiter immer pünktlich bezahlen zu können.

Und für dieses umfassende „die Verantwortung für das eigene Leben in die Hand nehmen“, für dieses „etwas aus seinem Leben machen wollen“ haben wir Selbstständigen mal ein großes Schulterklopfen verdient. Können wir uns ja selber geben, wenn von anderen wie „den Großen“ (oder der Politik) nicht viel kommt 🙂

Was können Sie als Selbstständiger außerdem für mehr Wertschätzung tun?

  1.  Betrachten Sie jeden anderen Selbstständigen als Menschen, der versucht aus eigener Kraft etwas Gutes auf die Beine zu stellen – genau wie Sie.
  2. Denken Sie als erstes an die Möglichkeit der Kooperation oder des freundlichen Nebeneinander, statt sofort an Abgrenzung und Wettbewerb
  3. Reden Sie sich nicht klein. Sie haben nicht „nur ein kleines Unternehmen“ oder sind „nur ich“ – Sie sind Solo-Unternehmer
  4. Plustern Sie sich nicht auf. Erfolgreiche Solo-Unternehmer agieren nie völlig allein  (zumindest ein Steuerberater gehört meist zum „Team“). Aber schreiben Sie nicht „unser Unternehmen“, nur um sich größer zu machen als Sie sind. Das haben Sie gar nicht nötig. Wenn Sie von „wir“ reden, stellen Sie das Team vor.
  5. Entdecken Sie Ihre wahre Größe – und zeigen Sie sie selbstbewusst nach außen. Unermüdlich.

Ich glaube, das wird allen gut tun!

 

 

Dieser Beitrag hat 22 Kommentare

  1. Liebe Frau Weinberger,

    Ihr Blog ist ein starkes und authentisches Plädoyer für den SOLO-Unternehmer! Es ist motivierend, Ihre Stimme zu hören, denn Sie kennen beide Welten: die mit den großen Namen und diejenige der sogenannten kleinen Unternehmen. Sie haben sich bewusst entschieden, und es scheint befreiend zu wirken.
    Wertschätzung entpuppt sich als Zauberwort: wertschätzend für das eigene Tun und in der Beziehung zu den Kunden und Partnern.
    „Entdecken Sie Ihre wahre Größe – und zeigen Sie sie selbstbewusst nach außen.“, schreiben Sie als letzten Satz. Ich selbst habe schon erfahren, wie gut Sie darin sind, andere Selbständige zu unterstützen, sich souverän in der Kommunikation und im Marketing zu präsentieren.
    Vielen Dank Ihnen und auch Frau Birkner für die Anregung zur Blogparade!
    Herzliche Grüße
    Barbara Simonsen

    1. Danke für Ihr tolles Feedback, liebe Frau Simonsen!

      Ja, ich glaube auch, dass Wertschätzung ein Zauberwort mit großer Kraft ist. Man muss sich halt immer wieder aufs Neue damit verbinden.
      Herzliche Grüße!

  2. Bethina Fehlisch

    Liebe Frau Weinberger,
    ein wunderbares Plädoyer und Wertschätzung für die Solo-Unternehmer. Ich bin der Überzeugung, dass den „kleinen“ Systemen die Zukunft gehört. Sie sind flexibler und können durch geschickte Vernetzung groß werden, sobald und solange es Sinn macht. Wir sind erst am Anfang einer Entwicklung.
    Ihren 5 Anregungen am Ende kann ich nur voll zustimmen. Vielen Dank für Ihren Blog.
    Herzliche Grüße,
    Bethina Fehlisch

    1. Vielen Dank für die Unterstützung, liebe Frau Fehlisch!

      Wäre toll, wenn mein Mini-Manifest mit den 5 Anregungen für uns Selbstständige noch weitere Verbreitung findet. Ihr Punkt „geschickte Vernetzung“ hat mich auf die Idee gebracht, das gleich mal gesondert auf Facebook zu stellen 🙂 Vielleicht finden sich noch einige Ergänzungen.

      Herzliche Grüße
      Annja Weinberger

  3. Liebe Frau Weinberger,

    was für ein super Beitrag zur Blogparade. Ihre Begeisterung für die „Kleinen“ kommt richtig Funken sprühend herüber.

    Sehr gut gefällt mir auch Ihr Mini-Manifest. Ich werde es gleich auf Facebook auch weiter bekannt machen. Doch jetzt will ich erst einmal Ihren Beitrag in meine Übersicht der Beiträge zur Blogparade aufnehmen.

  4. Moin liebe Frau Weinnberger,
    als Soloistin habe ich mit Freude Ihren Beitrag gelesen – und spüre Ihre starke Leidenschaft und Überzeugung hinter Ihren Worten. Das tut gut. Speziell Ihr Blick auf den Unterschied groß (als vermeintlich mehr Bedeutung) und klein (als vermeintlich uninteressant) kann ich nur unterstreichen. ich würde mir sehr wünschen, dass Ihre Haltung auch unter uns Solo-UnternehmerInnen mehr Schule macht.
    Weiterhin viel Freude und Erfolg!
    Liebe Grüße von Dörte Behrmann

    1. Das freut mich, liebe Frau Behrmann! Fände ich auch wunderbar, wenn eine wertschätzende Haltung Schule macht. Ihnen auch alles Gute!

  5. Hallo Frau Weinberger,

    ein wirklich sehr schöner Artikel. Was mir bei vielen Einzelkämpfern aufgefallen ist, dass ihnen jegliches Selbstvertrauen zu fehlen scheint. Da liest man in der Homepage, auf Foldern und dergleichen immer nur „wir“ statt „ich“. Da hört man Sprüche wie, die Firma XY wird sowieso nie Kunde bei mir, da bin ich viel zu klein, etc.

    Dabei ist es keineswegs eine Schande alleine selbständig zu sein. Im Gegenteil. Groß bedeutet in diesem Sinne nicht nur toll, sexy und mehr Geld, sondern in vielen Fällen auch fett und behäbig.

    Da gibt es ja einen Spruch: Größe ist nicht immer gleich Stärke. Der Fitteste wird überleben, nicht unbedingt der Fetteste.

    Liebe Grüße
    Martin Grünstäudl

    1. Herzlichen Dank für Ihren Kommentar, Herr Grünstäudl!

      Ich erlebe das auch so, dass noch viel zu viele Selbstständige sich klein machen im Sinne von schwach. Will ich doch hoffen, dass nicht die Fettesten das Rennen machen, sondern die Fittesten 🙂 Ein schönes Bild haben Sie da gewählt.

      Viel Erfolg auch für Ihren Blog
      http://1001erfolgsgeheimnisse.com/
      den ich mir gleich mal näher anschauen werde.

  6. Liebe Frau Weinberger,

    gerne kann ich hier sagen, mich hat Ihr Blog-Artikel sehr bewegt.

    Ich kenne Sie nun nun schon eine ganze Weile und weiß, wie authentisch und achtsam Sie mit Menschen umgehen. Eine wertschätzende Haltung, die auch mir sehr vertraut ist.

    Zudem laden Ihre 5 wertvollen Tipps ein, mutiger zu werden. Danke dafür.

    Weiterhin viel Erfolg, ich bin davon überzeugt, diesen werden Sie haben!

    Beste Grüße
    Brigitte Godizart

    1. Danke, liebe Frau Godizart! Tun mir sehr gut Ihre Worte. Ich bin auch von Ihrem Erfolg überzeugt 🙂 Herzliche Grüße, Annja Weinberger

  7. Hui, mit diesem Beitrag lerne ich Sie von einer ganz anderen Seite kennen. Die gefällt mir. Ich folge Ihrem Newsletter seit einiger Zeit.

    Vor einigen Jahren ging es mir ähnlich. Als ich anfing dachte ich auch an die großen Firmen, dort einen Fuß in die Tür zu kriegen war wie ein Großkampf.
    Dabei fühle ich mich bei Mittelständlern viel besser wahrgenommen, sehe die Veränderungen in den Menschen, gehöre bei meinen Stammkunden zum Inventar und bin Teil der Teams geworden.

    Ich schätze unseren deutschen Mittelstand sehr und arbeite sehr gern mit Betrieben, in denen der einzelne Mensch einen Unterschied macht. Danke für diesen Beitrag!

    1. Hallo Frau Torma!

      Danke schön für Ihren Kommentar. Große Firmen und Großkampf – ja, das ist eine Verbindung, die leider oft stimmt 🙂

      Ich selber habe ein bisschen ein Problem mit dem Begriff Mittelstand – klingt so nach unten – oben – mittel – aber ist natürlich richtig. Solo-Selbstständige und kleine Unternehmen mit max. 50 Mitarbeitern gehören zum Mittelstand.

      Wichtig ist ja Ihr Punkt, dass der einzelne Mensch einen Unterschied macht – das ist doch wirklich wichtig.

      Viel Freude und Erfolg weiterhin mit Ihrem Business!

  8. Liebe Frau Weinsberger,

    danke für den tollen Artikel. Es tut gut so etwas zu hören. Ich stimme Ihnen absolut zu. In kleineren Unternehmen steckt viel Herzblut und Engagement und oft tolle Ideen.

    Ich habe auch in zwei Großkonzernen (deutsch/amerikanisch und japanisch) gearbeitet, die meisten Zeit allerdings für kleinere mittelständische Unternehmen.

    Heute bin ich froh, dass ich den Mut zur Selbständigkeit hatte. Und ich arbeite am liebsten auch mit kleineren Unternehmen zusammen, und zwar genau wie Sie mit dem Inhaber.

    1. Ich danke Ihnen, lieber Herr Heini! Die Entwicklung von groß zu klein ist doch spannend.

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